CRANIOMANDIBULÄRE DYSFUNKTION
CMD – Was ist das eigentlich?
Normalerweise funktionieren unsere Zähne, Kaumuskeln und Kiefergelenke als abgestimmtes Kausystem. Treffen allerdings Ober- und Unterkiefer nicht in der korrekten Position aufeinander, so kann es zu Störungen im Kauapparat kommen, die man als Craniomandibuläre Dysfunktion bezeichnet. Häufige Folgen sind ein knackendes Kiefergelenk, Verspannungen im Nacken, Kopfschmerzen oder andere Beschwerden.
CMD ist die Abkürzung für craniomandibuläre Dysfunktion. Dabei steht „cranio“ für den Kopf/ Schädel (lat. Cranium), „mandibulär“ leitet sich vom lateinischen Wort „Mandibula“ (= Unterkiefer) ab. In der Medizin wird das Kausystem ebenfalls als Craniomandibularsystem bezeichnet. Die Craniomandibuläre Dysfunktion (=Fehlfunktion) beschreibt somit ein Missverhältnis zwischen dem Schädel und dem Unterkiefer.
Kurz gesagt, ist CMD der Überbegriff für sämtliche Fehlfunktionen bzw. Fehlregulierungen des Kausystems bzw. eine Störung des Zusammenspiels im Kopf-, Nacken und Schulterbereich, die oft vom Kiefergelenk ausgeht. Ein gesundes Kiefergelenk und gut arbeitende Kaumuskeln werden vom Menschen kaum wahrgenommen. So spüren wir unser Kiefergelenk meist erst, wenn Schmerzen oder Geräusche auftreten bzw. wenn die Kiefergelenkfunktion gestört ist.
Kaumuskeln: Die stärksten Muskeln unseres Körpers
Viele Menschen würden den stärksten Muskel unseres Körpers in den Armen oder Beinen vermuten. Doch weit gefehlt, denn die Kaumuskeln im Kiefer stellen die stärksten Muskeln in unserem Körper dar und können eine enorme Kraft entwickeln. So verfügt der Mensch über eine Beißkraft von etwa 100 Kilogramm. Doch sind die Kaumuskeln überlastet (z.B. durch starkes Beißen oder Knirschen der Zähne), können diese einen unangenehmen Gesichtsschmerz auslösen. Um eine Craniomandibuläre Dysfunktion ganzheitlich verstehen zu können, empfiehlt es sich, die menschliche Kaumuskulatur bzw. seine Anatomie genauer zu betrachten, da bei einer CMD meist Verspannungen der Kaumuskulatur vorliegen, die sich bis in die Haltemuskulatur des Kopfes und in die Bewegungsmuskulatur von Rücken und Becken ausbreiten können.
Unsere Kaumuskulatur besteht aus vier Muskeln, die den Unterkiefer in Richtung Oberkiefer bewegen und so für den Kieferschluss (Okklusion), das Zubeißen sowie das Zermahlen unserer Nahrung zuständig sind.
Der eigentliche Kaumuskel: Musculus masseter für den Kieferschluss (auch Wangenmuskel genannt)
Der„Schläfenmuskel“: Musculus temporalis für den Kieferschluss sowie Zurückziehen des Unterkiefers
Der „innerer Flügelmuskel“: Musculus pterygoideus medialis für den Kieferschluss sowie das Vorschieben des Unterkiefers
Der „äußerer Flügelmuskel“: Musculus pterygoideus lateralis zum Öffnen des Kiefers, Vorschieben des Unterkiefers sowie für Mahlgleitbewegungen
CMD: Übeltäter Kiefergelenk
Das Kiefergelenk ist eines der kleinsten Gelenke im menschlichen Körper, aber zugleich eines der komplexesten. So stellen die Kiefergelenke die beiden meist benutzten Gelenke des Körpers dar, die nicht nur durch das Beißen und Kauen, sondern auch durch das Sprechen und Schlucken ständig in Bewegung sind.
Unsere Kiefergelenke stellen eine bewegliche Verbindung zwischen den Unterkiefer und dem übrigen Schädel dar. Durch ihren Aufbau erlauben sie uns komplizierte Dreh- und Gleitbewegungen. Generell ähnelt das menschliche Kiefergelenk dem Kniegelenk. So besitzt es ebenfalls einen Meniskus, bzw. eine Knorpelplatte namens Diskus, die die Bewegungen der auftretenden Kräfte dämpft und gleichzeitig den Abrieb verhindert. Fixiert ist der Diskus mit Bändern auf dem Kiefergelenkköpfchen. Beim „normalen“ Biss befindet sich der Diskus zwischen Gelenkkopf und Gelenkpfanne. Bei größeren Öffnungsbewegungen des Kiefers verlassen Diskus und Gelenkköpfchen die Gelenkpfanne und wandern nach vorne, um eine weitere Mundöffnung zu ermöglichen.
Verrutscht der Diskus aus seiner ursprünglichen Position spricht man von einer Diskusverlagerung, was unangenehme Funktionsstörungen, wie Kiefergelenkknacken, Entzündungen sowie schmerzhafte Blockaden zur Folge haben kann. So kann sich aus einem erst harmlosen Knacken des Kiefergelenks ebenfalls eine chronische Kiefergelenkentzündung (Arthrose im Kiefergelenk) entwickeln.
Generell ist das Kiefergelenk bei einer Craniomandibulären Dysfunktion meist stark eingeschränkt und lässt dem Diskus keinen Platz mehr, seine Aufgaben korrekt zu auszuüben. Zudem sind häufig die elastischen Bänder „ausgeleiert“ und üben nur noch schwachen Zug auf den Diskus aus, was eine massive Einschränkung des Kauapparates zur Folge hat.